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Die Neefer kurfürstliche Jagd
und der Kameralhof
von Franz Josef Blümling
Die Trierer Kurfürsten hatten in Neef ein Revier, das ihnen vermutlich nur zu der Jägerei diente. Teilstücke des Waldes, zumeist Büsche und Niederwaldungen, gehörten den Klosterhöfen St. Florin und St. Willibrordus in Neef zur Versorgung von Heizmaterial. Aber auch verlehnten sie Teile des Waldbesitzes an die Bürger, wonach diese Brennholz sammeln, Schweine hüten, Holzkohle brennen oder auch Früchte sammeln durften. Daneben gab es auf dem Neefer Terrain auch noch den Stubener Wald, deren Nutzung allein dem Kloster Stuben zustand. Es ist nicht zu beweisen, jedoch anzunehmen, dass auch der Stubener Wald Jagdrevier der Kurfürsten war.

Das Neefer kurfürstliche Jagdgebiet kann nicht ganz unbedeutend gewesen sein, sonst wäre nicht in so ausführlicher Weise überliefert, wie Oberjäger und Oberforstmeister Karl Michael Emmerich, Freiherr von Metzenhausen, vom Kurfürsten Georg von Schönborn „ ... aus besonderer Gunst ... “ einen Hirschfänger mit silbervergoldetem Griff und zwei Perücken überreicht bekommen hat. An anderer Stelle wird berichtet, dass die Geißenplage im Wald dramatische Schäden angerichtet hatte und von kurfürstlicher Stelle aus der totale Abschuss dieser Schädlinge verordnet wurde. Seither heißt dieser Berg „Geißberg“.

Als kürfürstliche Oberförster und Oberjäger waren zuletzt die in der Burg ansässigen Ritter derer von Metzenhausen (1450 – 1750) zuständig. Sie hatten in jener Zeit die Burg zu Lehen. Als das Geschlecht 1750 mit Carl Michael Emmerich v. Metzenhausen (1713 – 1750) ausstarb, kam das damit heimgefallene Burg-Lehen in den Besitz der Freiherrn Beissel von Gymnich und die von Lombek.

Für die Bauernschaft war die herrschaftliche Jagd eher eine Belastung als dass sie für ihn von Vorteil gewesen wäre. Zumindest gebietsweise wurde den Bauern verboten, Wildbrett zu essen. Ertappte man sie bei einer Netz- oder Schlingen-Jagd, oder auch bei einem nächtlichen Fang, mussten sie mit dem Verlust eines Daumens rechnen.

Ließ sich Wild in Gärten oder Feldern der Bauern nieder, so durfte es nur verjagd werden. Was die Bauern zutiefst erzürnte, waren nicht nur die vom Wild verursachten Ernteverluste, sondern auch der Zwang, ohnmächtig dem Treiben der Tiere zusehen zu müssen. Sie waren nämlich verpflichtet, ihre Hunde, die als beste Waffe bei dem Verjagen des Wildes galten, insofern lahm zu legen, als diese um den Hals schwere Holzpflöcke tragen mussten, die ihre Beweglichkeit stark hemmten. Erlegten die Hunde trotzdem ein Stück Wild, gehörte es dem Jagdherren, doch musste der Bauer keine Buße leisten, sofern er schwor, dass er die Hunde nicht absichtlich auf das Wild gehetzt habe. Die Empörung darüber, noch nicht einmal die eigenen dringend benötigten Feldfrüchte wirksam schützen zu dürfen, schwingt in einer Reformschrift des 15. Jahrhunderts mit, in der darauf verwiesen wird, dass man das schädliche Wild nicht umbringen dürfe, es aber sehr wohl tolerieren würde, wenn man einen fremden Menschen erschlüge, der in den eigenen Garten eingedrungen sei.

War eine Jagd angesagt, dann musste der Cameralia, auch mit Hilfe des Heimbürgen, also des Bürgermeisters, mit Wildjägern, Jagdlakaien und Büchsenspannern bereitstehen. Für die leibliche Versorgung musste gesorgt sein. Weiterhin hatte eine Mannschaft von Treibern bereitzustehen, die auch bei dem Wegbringen des erlegten Wildes zu helfen hatte. Die Jagdhunde mussten Bauern zur Verfügung gestellt werden, die auch von ihnen aufgezogen wurden.

Eine leidliche Pflicht für die Bauern war es auch, den Wolf zu jagen, der den Wildbestand drastisch dezimieren konnte.

Gejagt wurden vorwiegend Rotwild, Wildschweine, Niederwild, Feldhühner und Tauben.

Es war üblich, dass nach einer Jagd deftig gefeiert wurde. Der leidenschaftliche Jäger Kurfürst Balduin soll es gewesen sein, der während der Jagd zwei Wildschweine fangen ließ. Diese hatten dann die Reste des Gelages jeglicher Art aufzufressen – eine Art Müllentsorgung in der damaligen Zeit. So wurde also die „Sau rausgelassen“. Damals ein ganz normaler Vorgang. Und vielleicht fragte auch der Jagdherr nach Vollendung der Schlemmerei: „Hat es euch nicht geschmecket? Warum rülpset und pupset ihr nicht?“ Noch heute wird Martin Luther, der dies so gefragt haben soll, bei mittelalterlichen Spektakel an Rhein und Mosel immer wieder gerne mit Humor zitiert. In dieser Stimmung mag auch so manche Geschichte entstanden sein, die man heute als „Jägerlatein“ bezeichnet. Beispielgebend sei an dieser Stelle wiedergegeben, was der passionierte Jäger Freiherr von Münchhausen auf einer Jagdgesellschaft zum Besten gab: „Einst, als ich mein Blei verschossen hatte, stieß mir, ganz wider mein Vermuten, der stattlichste Hirsch von der Welt auf. Er blickte mir so mir nichts dir nichts ins Auge, als ob er’s auswendig gewusst hätte, dass mein Beutel leer war. Augenblicklich lud ich indessen meine Flinte mit Pulver und darüber her eine ganze Handvoll Kirschsteine, wovon ich, so hurtig sich das tun ließ, das Fleisch abgezogen hatte. Und so gab ich ihm die volle Ladung mitten auf seine Stirn zwischen das Geweihe. Der Schuss betäubte ihn zwar – er taumelte – machte sich aber doch aus dem Staube. Ein oder zwei Jahre danach war ich in demselben Wald auf der Jagd: und siehe! Zum Vorschein kam ein stattlicher Hirsch mit einem voll ausgewachsenem Kirschbaum, mehr den zehn Fuß hoch zwischen seinem Geweihe. Mir fiel gleich mein voriges Abenteuer wieder ein; ich betrachtete den Hirsch als mein längst wohlerworbenes Eigentum und legte ihn mit einem Schusse zu Boden, wodurch ich denn zum Braten und zur Kirschtunke zugleich geriet; denn der Baum hing reichlich voll Früchte, die ich in meinem ganzen Leben nicht so delikat so gegessen hatte.“

Zur weiteren allgemeinen Geschichte des
Neefer Waldes und der Forstverwaltung

Zum Kameralhof und weiteres zum kurfürstlichen Revier

Schon seit 1540 dürfte das Gebäude des späteren Kameralhofes gestanden haben. Es war zuerst ein „Backes“ (Backhaus), wozu der Klosterhof von St. Florin das Gelände für jährlich drei Sester Wein zur Verfügung stellte. Zumindest zeitweise hat ein Jude das Backhaus betrieben. An der Außenfront des Hauses erkennt man noch die Ausmündung eines Wasserablaufes. Bevor man das Haus eines Juden betrat, wusch man sich als Symbol der Reinigung und der Ehrlichkeit des Besuches die Hände. Der Backes-Ofen ist bis heute noch gut erhalten geblieben.

Die kürfürstliche Forst verwaltete ab 1750 von dem sogenannten Kameralhof aus ein Cameralia, also ein Kammerbeamter des Kurfürsten (deshalb auch die Bezeichnung Kameralhof). Als erster Revierförster residierte dort Sebastian Rembling. Mit der Auflösung des Kurfürstentums durch Napoleon kam der vormalige kurfürstliche Wald 1804 an die Gemeinde Neef - anno 1808 umfasste er 326 ha.

Weiteres zum Stubener Wald

Nach Auflösung des Klosters Stuben im Jahre 1788 wurde aus dem „ ..prächtigen .. „ Stubener Wald eine Preußische Domäne. Diese gelangte 1820 durch Versteigerung direkt an das Land Preußen. Die Gemeinde Neef konnte nur bis zu 3000 Taler bieten; Preußen zahlte 3001 Taler. Von nun an wurde die Neefer Forst von einem königlich preußischen Förster verwaltet, der ein Forsthaus in der Nachbarschaft des vormaligen Kameralhofes bezog. Später kam die preußischen Forst im Tausch an die Gemeinde Ediger-Eller, die dem Staat als Gegenwert ihre Forst im Kondelwald in der Eifel hergab.

 
 
erschienen in
 
 
 
 
 
Hirsch im Netz verfangen
 
 
Wolfsjagd
 
 
Hirsch mit einem Kirchbaum
 
 
früherer Kameralhof und das Forsthaus
Literaturnachweise:
  Diederich, Anton - Das Stift St. Florin zu Koblenz
Lambrecht, Karl - Deutsches Wirtschaftsleben im Mittelalter
Mathar, Ludwig - Die Mosel
Marx-Kruse u. E. von Campe - Chronik der deutschen Jagd
Michel, Fritz - Forst und Jagd im alten Erzstift Trier
Rösner, Werner - Jagd und höfische Kultur im Mittelalter
Wackenroder, Ernst - Die Kunstdenkmäler des Landkreises Cochem, Teil 2
Bildnachweise:
  Hirsch im Netz verfangen - Chronik der deutschen Jagd, Marc-Kruse M. und von Campe E.
Wolfsjagd - Chronik der deutschen Jagd, Marc-Kruse M. und von Campe E.
Hirsch mit einem Kirchbaum - Chronik der deutschen Jagd, Marc-Kruse M. und von Campe E.
Kameralhof und das Forsthaus - F. J. Blümling
im nächsten Kapitel: Die letzten Aristokraten in Neef
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